Zu
der nachfolgenden Periodisierung einige Anmerkungen:
In der bisherigen Literatur über die Salpetererunruhen
finden sich andere zeitliche und, die jeweiligen Ereignisse
zusammenfassende, Gruppierungen und Bezeichnungen. Da ist zum Beispiel, und
bezogen auf das achtzehnte Jahrhundert, vom "1., 2. und 3.
Salpetererkrieg und einer weiteren "Erhebung" 1754 und 1755 die
Rede (Jakob Böser: Das Hauensteinerland und die Salpeterer. Bonndorf o.
J.).
Bei Jakob Ebner wird es im zweiten Band seiner
Salpeterergeschichte recht unübersichtlich. Zwar überschreibt er dort den
ersten Teil mit "Dr. Johann Kaspar Berger und der dritte
Salpetereraufstand, beschränkt sich aber mit der Darstellung auf Ereignisse
der Jahre 1743 bis Januer 1745, um in einem zweiten Teil (II, S. 30),
"Der vierte Salpeterer - Aufsstand" alles zusammenträgt, was er
in den Archiven über das Jahr 1745 noch gefunden hat. Ein drittes Kapitel
(S. 103) widmet sich der Abwicklung der Unruhen unter der Überschrift
"Kaiserliche Kommissare. Es rumort weiter". Damit wird gleichsam
eine fünfte Unruhephase angedeutet. Und das Schlusskapitel (IV, S. 127) ist
überschrieben mit "Das letzte Aufflackern der Unruhen und die
Überführung in das Banat". Im Anhang mit den Anmerkungen überschreibt
er dieses Kapitel sogar mit "Der letzte Salpetereraufstand...".
Auf diese Weise kommen sechs Unruhephasen zusammen.
Nun mag das jeder Historiker oder Heimatforscher halten
wie er will, wenn er nur die Kriterien seiner Periodisierung offen legt. Es
ist sicher nicht ganz einfach, derartige Unruhen, die sich über den
Zeitraum eines ganzen Menschenalters erstrecken und außerdem in einem
weiteren Jahrhundert und unter ganz anderen historischen Bedingungen, eine
sogar mehr als einhundertjahre dauernde Entwicklung nehmen, einzuteilen.
Ich halte es für zweckmäßig, die Phasen der
Salpetererunruhen nach den unterschiedlichen Führungspersönlichkeiten und
ihren jeweiligen Hauptanliegen einzuteilen. Diese Akzentuierung ist für
mich ebenso legitim, wie die etwas verallgemeinernde Bezeichnung
"Unruhen" statt "Salpeterer-Krieg" oder "Aufstand".
Selbst wenn mit der kriegerisch anmutenden Demonstration auf dem Etzwihler
Feld 1739, dem Aufgebot der "Landesdefensivkommission" unter Dr.
Berger und dem Eggbauern im Mai 1745 oder gar im Herbst des gleichen Jahres
mit den Versuchen, Waldshut zu stürmen, einige Salpeterer bewaffnet waren,
lässt sich zwar eine Steigerung in Richtung bürgerkriegsähnlicher
Situationen beobachten. Nicht aber können alle diese Entwicklungen und
Begebenheiten gleich gewichtet bzw. charakterisiert werden. Nicht alle
waren Aufstände und schon gar keine Kriege.
Ich spreche vorsorglich nur von "Höhepunkten" in diesen Unruhen.
Damit umgehe ich Hinweise auf jene Zeiten, in denen die Salpeterer, meist
in Gefängnissen oder als Verbannte, zwar weiter aktiv waren, es aber zu
keinen spektakulären, die Staatsgewalt herausfordernden Provokationen kam.
Dr. Joachim Rumpf
im Februar 2006
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Höhepunkte
der Salpetererunruhen und jeweils einige ihrer führenden Vertreter
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Höhepunkte
der Unruhen
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Führende
Vertreter der Salpeterer
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1. Phase 1726-1730
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Wiederbelebung der Ideologie von den alten Rechten und Freiheiten
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Hans
Fridolin Albiez aus Buch (der Salpeterer Hans), Contad Binkert, der Schmied
aus Dogern
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Verweigerung der Huldigungen gegenüber
dem Abt St. Blasiens
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Hans Jörg Thoma von Kiesenbach, Martin Thoma aus Weilheim (der
Haselbach-Müller), Johannes Marder, Müller von Eschbach (der Preuß)
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2. Phase 1730 - 1739
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Protestbewegung gegen
den Loskauf von St. Blasien
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Josef
Eckert aus Herrischried (der Salzmann), Josef Meier von Au (das Glas- oder
Tochtermännle)
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Das Treffen auf dem Etzwihler Feld
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Michel
Tröndle aus Bergalingen (der Schwarzmichel), Hans-Fridle Gerspach aus
Altenschwand, Johann Michael Hartmann aus Finsterlingen (der Sachs), Josef
Lüber aus Finsterlingen, Leontius Brutschi aus Dogern, Blasius Hottinger
aus Niedergebisbach (der Spielmann)
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24. März und 29. April 1739
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Hinrichtungen von Salpetererführern
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3. Phase 1743 - 1745
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Der Widerstand gegen die bayerische und französische Besatzung
Die Salpeterer-Regierung im Frühling 1745
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Johann
Thoma aus Egg (der Eggbauer), Dr. Johann Caspar Berger aus Laufenburg
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4. Phase im Herbst 1745
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Auseinandersetzungen zwischen den Ruhigen und den Unruhigen. Die
Versuche der Salpeterer und ihrer Anhänger Waldshut zu stürmen
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Johannes
Wasmer aus Segeten (der Gaudihans), Jakob Zimmermann aus Görwihl
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1753 Die Deportation von Salpeterern und ihrer Familien
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Im
neunzehnten Jahrhundert Widerstand der Salpeterer gegen Neuerungen in Baden
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1. Phase ab 1809
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Abgabenstreik, Rekrutierungsverweigerungen
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Aegidius
Riedmatter aus Kuchelbach
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2. Phase ab 1830
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Schul- und Kirchenstreik
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Anton
Sibold aus Rotzel, Johann Gassmann aus Rotzel
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3. Phase ab 1836
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Sektenbildung
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Beschränkung auf immer weniger werdende "Fundamentalisten" ohne
führende Persönlichkeit, die nicht aufgeben - aber aussterben. Der letzte
religiöse Salpeterer starb 1936.
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