Am 15. Februar 1982 wird in
einer Gemeinderatssitzung vorgeschlagen, das Heimatmuseum künftig in das
Gebäude der ehemaligen Gewerbeschule an den Marktplatz zu verlegen. Die
Gemeinde hatte erfahren, dass das Haus Romacker, in
dem das Museum untergebracht war, wegen des Ausbaus der Landstraße L 153
abgerissen werden wird.
1983 wurde unter der Leitung des Architekten Maier aus Laufenburg, der auch
die Fassadengestaltung des der ehemaligen Gewerbeschule benachbarten
Gasthauses Adler übernommen hatte, mit dem Ausbau des künftigen Museums
begonnen
Am 22. Februar 1985 war es
soweit und das Haus Romacker gegenüber dem Rathaus
musste geräumt werden. Alle Exponate wurden registriert, in Kisten verpackt
und in der ehemaligen Gefrieranlage am Mühleberg untergestellt.
Einer der am eifrigsten in den
ersten Jahren im Museum mit wirkte und auch mal Aufsichten und Führungen
übernahm, war der Schüler Andreas Flum. Das alte
Museum war Sonn- und Feiertags stets von 10,30 bis 11,30, geöffnet. Herr Eisenbeis schrieb dazu am 29. März 1985:
"Vor allem die Feriengäste aus der weiten Umgebung oder auch
Heimatfreunde aus nah und fern fanden sich hier ein und bewunderten unsere
Schätze, vor allem die bemalten Möbel und bäuerlichen Geräte".
Die Aufsichten in diesen neun Jahren wurden überwiegend von ihm selbst und
Herrn Dr. Feige wahrgenommen.
Nun gab es etwas über ein Jahr kein Museum in Görwihl.
Im August 1986 transportierten
die Herren Paul Eisenbeis, Dr. Bruno Feige und
Andreas Scheuble, unterstützt vom Gemeindearbeiter
Andreas Mutter, an mehreren Tagen alle Ausstellungsstücke; diesmal mit einem
Kombifahrzeug von der Gefrieranlage in das neue Museum, in dem inzwischen
zwei Etagen für Ausstellungszwecke hergerichtet worden waren. Dort wurden die
Exponate gleich am richtigen Platz aufgestellt.
Auch im September gab es noch täglich Arbeiten im Museum. Die Vitrinen, die
von der Fa. Richard Baumgartner gebaut worden waren, mussten aufgestellt und
bestückt werden.
Auch Professor Oberholzer legte mit Hand an und ließ es sich nicht nehmen,
die Salpetersiederei mit aufzubauen und unter anderem selbst in den Ställen
unserer Landwirte die Ausblühungen von den Wänden abzukratzen, die der
Salpetergewinnung als Grundmaterial dienen. Zu gleicher Zeit richtet in
mühevoller Kleinarbeit Oskar Matt, der im Ruhestand lebende Webermeister aus Segeten, den großen Posamentenwebstuhl
her, der mit zunächst neun Bändern zu laufen beginnt.
Der Seidenbandwebstuhl, der
ein besonders wertvolles Ausstellungsstück des Museums ist, stammt von der
Fa. Sarasin und stand bis zum November 1978 bei der
Familie Bitterli-Blind in Rünenberg
Kanton Basel-Land. Der alte Weber dort war achtzig Jahre alt und hatte an
zwei Webstühlen für Sarasin gearbeitet und wollte
jetzt aufhören. Der Sachverständige Webermeister Zeno Spitz aus Herrischried
befand, dass die Webstühle noch gut in Schuss seien. So wurde einer von ihnen
zum Preis von 1.200 SFR vom Verein erworben. Doch mit dem Erwerb dieses
Webstuhls war die Hauptarbeit je noch nicht geleistet. Er musste ins
Heimatmuseum gebracht und dort aufgestellt werden. Darüber heißt es im
Protokollbuch von Paul Eisenbeis unter dem 28.
November 1978:
"Heute wurde der
Seidenbandwebstuhl in Rünenberg abgeholt. Mit dabei
als Helfer: Dr. Bruno Feige, Paul Eisenbeis,
Gemeindearbeiter Eugen Mutter von Görwihl und Zeno Spitz samt LKW-Fahrer von
Herrischried.
Der Seidenbandwebstuhl Nr. 474 wurde zuerst samt dem alten Weber fotografiert
von P. Eisenbeis. Dann wurde der Stuhl zerlegt und
größtenteils durch das Fenster nach draußen auf den LKW verladen. Von der Fa.
Sarasin war Meister Oskar Herold aus Weil am Rhein
dabei.
Durch raschen Entschluss von Zeno Spitz konnte der 2. Webstuhl für
Herrischried erworben werden…(Dort steht er im Klausenhof-Museum).
In Görwihl wurden die Einzelteile unter großer Anstrengung die alten steilen
Holztreppen im Rathaus hinauftransportiert und im 3. Stockwerk wieder
fachmännisch zusammengebaut. Alle Teile überstanden den Transport heil. Der Posamenterstuhl ist über 4 m lang, auf ihm können
gleichzeitig 42 Bänder gewoben werden."
Wenn unser Webermeister
Oskar Matt den großen Posamenter Webstuhl anfährt,
dann versteht man kaum noch sein eigenes Wort. Der große Raum ist mit Lärm
gefüllt und der Dielenboden vibriert im Takt der Maschine. Wenn man sich nun
vorstellen muss, dass derartige Webstühle in den Stuben der Bauernhäuser
aufgestellt waren, so, wie es heute noch im Hotzenhausmuseum
zu sehen ist, dann können wir nacherleben, dass das für die daran arbeitenden
Webern und ihren Familien eine enorme Belastung gewesen sein muss. Herr Matt,
der selbst diese Webstühle in seinem Elternhaus hatte, sagte, dass er als
Kind nicht habe einschlafen können, wenn sie still standen!
Am 5. Juli 1986 ist der
Nachbau des ältesten Hotzenwälder Webstuhls, der sich im Waldshuter Museum
befindet, fertig. Fritz Maier hat ihn originalgetreu geschreinert.
Prof. Oberholzer besorgte die
Detailkonstruktion eines "Einfach-Webstuhls", wie er im Deutschen
Museum in München steht. Ein originalgetreuer Nachbau wurde von Heiner
Michel, dem Schulhausmeister und der Handarbeitskehrerin
Elisabeth Stocker hergestellt.
Am Freitag, d. 12. September
1986 wird in einer festlichen Stunde das Museum eingeweiht und der
Öffentlichkeit übergeben. Zur Einweihungsfeier, die kirchliche Einsegnung
nahmen die Pfarrer Frau Holch von der evangelischen und Herr Frey von der
katholischen Gemeinde vor, waren auch der Bundestagsabgeordnete der CDU des
Landkreises und der Landrat erschienen. Attraktionen waren an diesem Tag die
Herstellung von Salpeter, das Prof. Oberholzer herstellte und der Webstuhl,
den Herr Matt vorführte.
Aus Anlass dieses Ereignisses hatte Herr Eisenbeis
den ersten geschichtlichen Rückblick über die Entstehung des Heimatmuseums
vorgelegt.
Am Sonntag d. 14. September
1986 war der erste Besuchertag. Das Museum war den ganzen Tag über geöffnet.
Über tausend Besucher drängten sich auf den beiden Etagen. Und während im
Museum die Initianten den Besuchern Fragen beantworteten und zu den Ausstellungsthemen
Erläuterungen gaben, veranstalteten die Vereine in der Hotzenwaldhalle
ein Fest mit vielen Angeboten für Ohr, Auge und Magen. Eigentlich war dieses
Fest auf dem Marktplatz vor dem Museum geplant. Wegen des großen Regens an
diesem Tag aber fiel dieses Vorhaben ins Wasser.
Dies war aber erst der Anfang
des neuen Museums. Im Oktober 1992 begann der Ausbau des zweiten
Obergeschosses. Im November 1994 war der abgeschlossen und wurde mit einer
Ausstellung von Aquarellen des Dr. Feige eröffnet.
Erst Ende des Jahres 2000 waren alle Aus- und Umbauarbeiten beendet. Seither
präsentiert der Verein die Exponate auf vier Etagen, in deren jüngster, unter
dem Dach, eine "Eisenabteilung" eingerichtet worden ist. Beim Gang
durch das Museum lassen sich vier Etagen mit jeweils eigenen
Schwerpunktthemen besuchen:
In dieser vierten Etage, dem
zweiten Obergeschoss, befindet sich das von Herrn Arzet
aus Hausen sehr aufwändige und präzis erarbeitete Modell des Eisenwerkes
Hausen im Wiesental. Viele Hotzenwälder hatten im 19. Jahrhundert im alten
Eisenwerk Albbruck Arbeit gefunden. Dieses Gewerbe
gehörte genauso zu unserer Geschichte, wie die die Nägelherstellung
oder die Drahtzieherei.
Im zweiten Obergeschoss
befindet sich die alte Dorfschule und neben ihr ist die reichhaltig
ausgestattete Trachtenabteilung in einem gesonderten Raum untergebracht. Dazu
das Folgende:
In einer Besprechung mit dem
Bürgermeister Scheuble und dem Vorstand am 4.
Februar 1994 wurde vorgeschlagen, bei der Räumung der alten Schulhäuser der
Gemeinde in Engelschwand und Segten, das Mobiliar
nicht zu zerstören, sondern aufzubewahren. Vorerst auf dem Dachboden des
Museums. Für das Ausstellungsjahr 1995 wurde der Aufbau eines Klassenzimmers
mit alten Schulutensilien vorgesehen. Anlass für diese Idee bot das im
gleichen Jahr zu begehende 25-jährige Jubiläum der Görwihler Grund- und
Hauptschule.
Im Juli 1996 war die "alte Dorfschule" eingerichtet und sogar der
Holzfußboden so bearbeitet worden, dass sich die ältesten Besucherinnen und
Besucher, die Gerüche aus ihrer Schulzeit wieder erkannten.
Seither gehört es zu den Attraktionen für unsere Besucher, wenn Herr Eisenbeis, in jungen Jahren selbst Lehrer an einer alten
Dorfschule, in diesem Raum Unterricht abhält. Vor allem Schulklassen, die das
Museum gern besuchen, lassen sich gern für einen Moment von der so ganz
anderen Atmosphäre der Schulstuben ihrer Großeltern mit Griffel,
Schiefertafel, Tintenfass, Federhalter und Rohrstock einfangen. Überhaupt ist
das Museum eines, das Kinder anzusprechen vermag. Kommentare m Besucherbuch
würdigen dieses Museum zum Anfassen, in dem es keine Schranken und
Berührungsverbote gibt und stattdessen alljährlich neue Preisausschreiben
Kinder zu aktivem Mitmachen herausfordern.
Der Nadelwebstuhl von der Fa. Kuny, Bandweberei in Küttigen
(CH), wurde im Februar 1993 in Betrieb genommen.
Spindel, Hanspinnrad und Spinnrad waren ebenfalls
im Winterhalbjahr komplett versammelt.
Ein Samtbandwebstuhl sorgte
dafür, dass die Sammlung von Webmaschinen komplettiert werden konnte. Er
wurde im Jahre 2004 aufgestellt. Das ganze Winterhalbjahr arbeiteten drei
kompetente "Tüftler" daran, wie es im Protokollbuch Herr Eisenbeis beschrieb, das schrottreife Gerät, das dem
Museum ebenfalls von Herrn Kuny, Textilfabrikant
aus Küttigen (CH) geschenkt worden war, wieder zum
Laufen zu bringen. Heute kann der Webstuhl von den Besuchern besichtigt und
sogar in Betrieb beobachtet werden.
Am Dienstag, d. 25. März 2003
schreibt Der Schriftführer in das Protokollbuch:
"Heute erfährt unser
Museum eine wertvolle Bereicherung. Der von Webermeister Oskar Matt / Segeten in Zusammenarbeit mit dem Spender Paul Schmidle von Niederhof in monatelanger Tüftlerarbeit
wieder zu voller Funktionstüchtigkeit instandgesetzte Webkopf
wird von Segeten ins Museum gebracht... Mit dem
eigenen Hänger fährt Paul Schmidle das schwere
Gerät nach Görwihl. Das Hauptstück (ohne Untergestell), der sogenannte Webkopf, der rund 100 Kg wiegt, wird von Paul Schmidle, Oskar Matt, Fritz Maier und Harald Scheuble abgeladen, gemeinsam in den Lift getragen und an
den vorbereiteteten Platz aufgestellt..."
Im Erdgeschoss haben neben der
Salpetererwerkstatt die bäuerlichen und einige
handwerklichen Gerätschaften Platz gefunden, die in Haus und Scheuer
gebraucht wurden. Hier gibt es einige längst vergessene aber früher
unentbehrliche Werkzeuge und Werkstücke zu sehen und mancher der älteren
Besucher erinnert sich noch daran, sie im Hause der Eltern oder Großeltern
gesehen zu haben. Doch längst ging alles dies verloren, wurde weggeworfen
oder verbrannt. Das Museum aber bewahrt den Alltag auf und holt ihn in das
Gedächtnis der Gegenwart zurück. Nicht immer zu erbaulicher Erinnerung;
manchmal als Mahnung und Hinweis darauf, dass wir froh sein dürfen, dass
diese harten und entbehrungsreichen Zeiten überwunden sind, die keineswegs
stets "gut" waren.